Lebendige Informationen tauschen

Naturheilkundliche/alternativmedizinische Japanreise

Während der Verwestlichung haben Japaner auch eifrig die Schulmedizin in das eigene Land eingeführt. Der feste Glaube an die moderne Medizin wuchs so schnell an jeder Ecke der Gesellschaft und tatsächlich haben Japaner auch in dem Gebiet eine imposante Entwicklung gemacht. Was ist aber aus der traditionellen japanischen bzw. chinesischen Naturheilkunde geworden? Die Volksmedizin sowie die Hausmittel, die etwa bis vor 30 Jahren in jeder Familie verwendet wurden, haben mittlerweile ihre Präsenz verloren. Hier gibt es ein Beispiel; ein "Lauchwickel". Was ist das? Auch Japaner fragen sich das heutzutage. Es ist nichts zum Essen, sondern ein altes Hausmittel bei Erkältung. Hat sich jemand erkältet, bekam er um den Hals einen leicht angebratenen Lauch im Handtuch, denn die ätherischen Öle des Lauchs sind schwefelhaltig und wirken antiseptisch sowie entzündungshemmend.

 

Solche naturheilkundlichen Weisheiten sind in der japanischen Gesellschaft fast ausgestorben. Bereits Anfang der 90er Jahren (die höchste Zeit der Bubble Economy) haben die traditionellen häuslichen Heilmittel das Haus verlassen, seitdem liegen sie nicht mehr in der eigenen Hand der Bürger. "Lauchwickel ist abergläubisch und stinkt zudem nach Lauch", sagen heutige Japaner. Andererseits haben die Märkte gemerkt, dass die Naturheilkunde sowie darauf basierende Diätetik ein starkes Marketinginstrument sein können. In Deutschland auch? Ja, aber die Reaktionen der Gesellschaft sind komplett anders. Warum? Weil die Methode der Märkte anders sind, weil die Mentalität der Menschen anders ist. Wer sich für die volksmedizinischen Hausmittel interessieren, gehören in Japan zu der Kategorie "Ishiki-takai-kei", in Deutsch etwa "Blender". Wer sich also für die Kräuter interessiert und im Drogeriemarkt eine Packung Bio Kamillentee kauft, wird in dem gesellschaftlich entwickelten Land von den anderen kalt angeschaut. Da die Qualität und die Eigenhändigkeit der Naturheilkunde bereits vor 30 Jahren verloren gegangen sind? Weil die Medien eine extrem teure Mode aus der Naturheilkunde gemacht haben? (Einige Beispiele: In Japan kostet eine Packung gewöhnlicher Bio Kamillentee mit 25 Teebeuteln ca. 6,70 € auf einer beliebten Online-Einkaufsseite. 500 g Japanischer Blütenhonig ohne Bio-Qualität ca. 13 €, 20 g Japanischer pestizidfreier Heilkräutertee aus Yomogi ca. 4 €.)

Quelle: http://www.stern.de/gesundheit/grippe
Quelle: http://www.stern.de/gesundheit/grippe

Noch eine interessante Umfrage: Die Zeitschrift Stern fragt, was man bei Erkältung tut. Die Antworten der deutschen Teilnehmer sind leicht nachvollziehbar: "Die Meisten versuchen erst mit Hausmitteln". Was tun die Leute dann in Japan, wenn sie erkältet sind? Im Jahr 2015 haben 5819 Personen an der Umfrage teilgenommen (Quelle: http://www.dims.ne.jp/timelyresearch/2015/150225/ von der Research-Agentur "Interwired"). Die Ergebnisse sind bemerkenswert und symbolisch: 57,5% der Befragten nehmen Rezeptfreie Erkältungsmittel ein, 15,6% gehen sofort zum Arzt, 14,8% der Befragten nehmen kein Erkältungsmittel ein und gehen auch nicht zum Arzt, 10,6% nehmen rezeptfreie Erkältungsmittel ein, auch wenn die Symptome fortgeschritten sind, da sie nicht zum Arzt gehen wollen, und 1,5% sonstiges. Das Ergebnis, dass rund 83% der Befragten bei Erkältung auf Medikamente zugreifen, zeigt, wie fremd die Hausmittel für Japaner geworden sind und was für eine Grundhaltung sie in diesem Bereich haben. Genau deshalb ist es die Herausforderung wert, die Naturheilkunde in Japan zu regenerieren und wieder in die Hand der Bürger zurückzubringen. Denn 10,7 % der Befragten, die bei Erkältung sofort ein Medikament zu sich nehmen, wählen ein berühmtes Erkältungsmittel der TCM...

 

In diesem Programm werden Sie erleben, wie interessant die Welt der japanischen Heilkräuter ist, wie die japanischen Therapeuten versuchen, ihre traditionellen Heilmethoden aufzubewahren und neu zu beleben. Außerdem können Sie das authentische "Shojin Ryori" ("buddhistisches Mahl") kennenlernen und den historischen Kräutergarten sowie das Apotheken-Museum besuchen.

Medizinisches Mahl und der älteste Kräutergarten Japans

Der Tempel Daigan-ji steht in der Stadt Nara, die im 8. Jahrhundert die Hauptstadt von dem damaligen Japan (von der jetzigen Süd-Kyushu bis zur Süd-Tohoku) war. Die Stadt hieß Heijo-kyo und wurde nach dem Vorbild der chinesischen Hauptstadt der Tang-Dynastie gebaut. Aus der Zeit stammen die berühmten Tempelanlagen sowie Shinto-Schreine wie Todai-ji, Toshodai-ji, oder der Kasuga-Schrein, die als Teil des UNESCO Weltkulturerbes in Nara aus der ganzen Welt Touristen anziehen.

 

In dieser historischen Stadt lebt noch die traditionelle japanische Ernährungskunde. Im Tempel Daigan-ji, der nach einer Überlieferung im Auftrag von dem Prinzregenten Shotoku gebaut wurde, bekommt man das buddhistische Essen "Shojin-Ryori" mit vielen

Das Kräuter-Essen im Tempel Daigan-ji
Das Kräuter-Essen im Tempel Daigan-ji

verschiedenen Kräutern wie z.B. Kudzu, Indischem Spinat, Molchschwanz, Goji-Beeren, Aloe Vera und Ginseng. Alle Heilkräuter stammen entweder direkt aus dem Tempelgarten oder aus der Nähe vom Tempel.

 

Kudzu ist in Deutschland vor allem bekannt für ihre entgiftende, durchblutungsfordernde, blutdrucksenkende Wirkung und außerdem

ist diese asiatische Hülsenfruchtpflanze eine natürliche Hilfe beim Nikotin- sowie Alkoholentzug. Allerdings gilt Kudzu in Deutschland als neuartiges Lebensmittel und ohne Zulassung darf es nicht beworben sowie vertrieben werden (Stand: Januar 2017). Hingegen hat diese Heilpflanze in der japanischen Geschichte eine lange Tradition in der Nutzung. Dort wird Kuszu vor allem in der pulverisierten Form als Heißgetränk verzehrt, oder als Stärke für Verdickungsmittel verwendet. Es gibt auch ein beliebtes Erkältungsmittel der TCM "Kakkonto", dies besteht aus

Kudzu, Ma-Huang (Meerträubel), Zimt, Pfingstrose, Ingwer, Chinesischer Jujube und Süßholz.

 

Der älteste Kräutergarten Japans, "Morino Kyu-Yakuen", den Sie in dem Programm besuchen, wurde von dem Kudzu-Hersteller Morino Tosuke im 18. Jahrhundert eröffnet. Nach der Meiji-Restauration vom Ende des 19. Jahrhunderts wurden viele neue Medikamente aus dem Ausland importiert und dessentwegen haben zahlreiche inländische Kräutergärten zugemacht. Diese schwierige Zeit hat der Morino-Kräutergarten überstanden und wurde somit zum ältesten Kräutergarten Japans. Seit 1926 steht er unter Denkmalschutz und zeigt noch heute 250 verschiedene Kräuter.

 

Außerdem beinhaltet unser einzigartiges Programm den Besuch einer Berufsschule für Akupunktur und Moxibustion in Osaka. In Japan gibt es insgesamt 177 Berufsschulen sowie Hochschulen für Akupunktur und Moxibustion (Stand: Januar 2017), an denen man die japanische sowie chinesische Naturheilkunde systematisch lernen kann. In diesem Programm können Sie die aktuellste Situation und Versuche der japanischen Naturheilkunde vor Ort miterleben.

Beispielprogramm und Preise

Bis 10 Teilnehmer ¥ 130,000 (JPY)/Person

 

Tag 1. Ankunft in Osaka, Fahrt nach Nara, Übernachtung in einem traditionellen Holzhaus in Imai-cho

Tag 2. Besichtigung der nostalgischen Stadt Imai-cho, Mittagessen im Tempel Daigan-ji, Besuch des Morino-Kräutergartens sowie des Nara Nationalparks, Übernachtung im Businesshotel in Nara

Tag 3. Fahrt nach Osaka, Besichtigung der Berufsschule für Akupunktur und Moxibustion in Osaka

 

Im Preis inbegriffen sind Übernachtungskosten, zwei Frühstücke, zwei Abendessen, Eintritte sowie die Führungen mit einem deutschsprachigen Guide.

 

Galerie: Eine nostalgische Zeitreise in Imai-cho